28. Deutscher Krankenhaus Controller Tag:

New Work im Controlling – Hybrides Format war erfolgreich

Der 28. Deutsche Krankenhaus Controller Tag am 8. und 9. Juli 2021 war sowohl in Präsenz, als auch digital ein voller Erfolg. Zum Auftakt hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Donnerstagvormittag den Beschäftigten in den Krankenhäusern für ihr Engagement gedankt und ein Fazit zur Corona-Pandemie gezogen. Spahn sagte in einer Video-Botschaft: „Die Beschäftigten in den Krankenhäusern haben dazu beigetragen, dass unser Gesundheitssystem den Belastungen standgehalten hat. Es gab sehr belastende Situationen. Aber das deutsche Gesundheitswesen war anders als in anderen Ländern zu keinem Zeitpunkt überlastet.“

Der Minister blickte aber auch über die Pandemie hinaus. „Im Brennglas der Pandemie wurden strukturelle Fragen sichtbar, die uns alle schon vor Corona beschäftigt haben“, erklärte er und präzisierte: „Krankenhausstrukturen zu reformieren und stärker am Bedarf zu orientieren, das bleibt richtig und als gesundheitspolitisches Thema erhalten, vor allem wenn wir sehen, wie stark das vernetzte Arbeiten in einer Region von Kliniken in ganz unterschiedlicher Trägerschaft gelingen kann, wenn es darauf ankommt.“

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bekannte sich zur Notwendigkeit, die Krankenhausstrukturen „weiterzuentwickeln“. Vor den rund 150 in Potsdam anwesenden und 200 via Livestream zugeschalteten Teilnehmern verlangte der DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gass dafür aber auch „ein Commitment der Politik, wie die Versorgung der Zukunft aussehen“ solle. Gass Vize in der DKG und Vorstandsvorsitzender der Sana-Kliniken, Thomas Lemke, verlangte: „Die Politik muss sich nach der Wahl schnell vereinbaren.“

Dr. Wulf-Dietrich Leber, Leiter der Abteilung Krankenhäuser beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV), machte deutlich, dass er vor allem die Bundespolitik in der Verantwortung sehe, wenn es um Strukturreformen in der Krankenhauslandschaft gehe. Die Krankenkassen setzten vor allem auf einen von Qualitätsvorgaben geprägten Ordnungsrahmen. Die Krankenhausplanung der Länder nannte er „Fake“. Zugleich erneuerte er seine Ausführungen, denen zufolge 2020 ein „goldenes Jahr der Krankenhausfinanzierung“ gewesen sei.

Vor der politischen Debatte über die Krankenhausstrukturen hatte Prof. Dr. Björn Maier als Vorsitzender des Deutschen Vereins für Krankenhaus-Controlling (DVKC) auf das DVKC-Projekt für ein einheitliches Controlling in den deutschen Kliniken hingewiesen. „Standardisierung im Controlling schont Ressourcen in den einzelnen Krankenhäusern und ist Grundlage für das erfolgreiche Management“, erklärte Maier.

Pflege muss mehr in den Fokus der Steuerung

Die Profession der Pflege muss stärker in strategische Entscheidungen der Krankenhäuser einbezogen werden. Dies war ein allgemeiner Tenor in der Session zum Pflege-Controlling. Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz und Sprecher der Bundespflegekammer, kritisierte in seinem Vortrag, dass sich das Management in den Kliniken noch immer zu sehr auf Chefärzte fokussiere. „Das ist ein strategischer Fehler“, sagte Mai. Die Pflege müsse in die Versorgungs- und Fallzahlplanung einbezogen werden, insbesondere vor dem Hintergrund der umfangreichen gesetzlichen Vorgaben.

Dies hatte zuvor auch Kathrin Leffler gefordert, Pflegedirektorin am Unfallkrankenhaus Berlin. Krankenhäuser dürften Pflegecontrolling dabei nicht nur extrinsisch motiviert betrachten mit Blick auf die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, die Vermeidung von Sanktionszahlungen, die Verhandlung eines auskömmlichen Pflegebudgets oder die Nachweise für Strukturprüfungen und Zertifizierungen, erklärte Leffler und sagte: „Ein intrinsisch motiviertes Pflegecontrolling ist unerlässlich!“

Die mittlere Führungsebene in der Pflege sei einzubeziehen, wenn es beispielsweise um die gemeinsame Interpretation von Kennzahlen gehe oder die Festlegung von Zielen. Aus einer gemeinsamen Analyse ließen sich dann gezielte Instrumente ableiten wie ein Konzept für einen bedarfsorientierten Mitarbeiterpool. So ließen sich beispielsweise auch hohe Kosten für Leasingkräfte vermeiden.

Leffler sprach auch von einem anreizbezogenen Vergütungssystem, gestaffelt nach „Dienst zu ungünstigen Zeiten“. Eine Softwarelösung könne hierbei unterstützen, um „ständige Anrufe an freien Tagen zu vermeiden“.

Auch Arne Hutmacher, Leiter des Fachbereichs organisatorisch-strategisches Projektmanagement am KRN Katholischen Krankenhaus Ruhrgebiet Nord, wies in seinem Vortrag darauf hin, dass das Belegungscontrolling stärker in den Fokus gerückt sei. Die Steuerung des Personaleinsatzes sei insbesondere in der Pandemie bedeutsam gewesen, als es auch darum gegangenen sei, Arbeitszeit- und Urlaubstagekonten zu reduzieren während in den Kliniken vielfach Leerstand herrschte.